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Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Chronik in Tabellenform
chronik_kirche
1275
Selbstständige Pfarrei mit Michaelskirche
1531
Reformation auf dem Gebiet der freien Reichsstadt Ulm, zu der auch Luizhausen gehörte. Der Pfarrer von Luizhausen war auch Superintendent, d.h. er hatte die Aufsicht über alle ev. Geistlichen des Ulmer Reichstadtgebietes bis Gingen/Fils
1543-1548
Pfarrer Martin Krauss, 3. Superintendent seit der Reformation
Aufgrund kaiserlichen Druck musste der katholische Glaube wieder eingeführt werden. Wer das Interim nicht unterschrieb, dem drohte die Verhaftung. Martin Krauss und sein Amtskollege Johannes Mack aus Lonsee flohen aus diesem Grund.
1552
Das Interim wurde aufgrund von Aufständen beendet, die Reformation wurde wieder eingeführt.
Um 1600
Pfarrhausbau
1787
Neubau von Turm und Sakristei im Osten
Mitte 19. Jahrh.
Hinterdenkental kam zur Luizhausener Kirchengemeinde, Einwohner waren aufgrund Eigentümerwechsel auf den Höfen erstmals evangelisch, möglich aufgrund des im Jahr 1873 eingeführten „Freizügigkeitsgesetzes“.
1863
Verlängerung der Kirche um 3m nach Westen
1944
2 von 3 Glocken mussten für die Rüstungsindustrie nach Ulm zum Einschmelzen gebracht werden. Die kleinste und älteste Glocke (13.Jh.) blieb der Gemeinde erhalten.
1950/ 1959
Ersatz der Glocken
Ab 1960
Gemeinsamer Pfarrer mit Jungingen
1963/ 1965
Kupferdeckung des Turm/ Aufwändige Innenerneuerung und Anschaffung einer neuen Orgel
2000
Außen -und Innenrenovierung
2010
Fusion mit Lonsee/Halzhausen
2020
Innenrenovierung
2025
Beschlussfassung zur Verbundkirchengemeinde Oberes Lonetal, mit Ettlenschieß, Reutti, Urspring, Sinabronn und Lonsee-Halzhausen-Luizhausen
Luizhauser Glocken 1944 in Ulm

Luizhauser Glocken in Ulm, 1944

Geschichte der Kirche

Das Bistum Konstanz erstellte 1275 ein Zehntbuch, den Liber decimationis, um Mittel für einen bevorstehenden Kreuzzug einzuziehen. Hierzu wurden damals alle bestehenden Pfarreien und Klöster des Bistums systematisch erfasst, darunter auch zum ersten Mal die Pfarrei in Luizhausen. Aus dem gleichen Grund feiern auch Nachbarorte wie beispielsweise Amstetten zeitgleich das Jubiläum.

Luizhausen und die Kirche sind jedoch etwas älter. Zu Beginn gab es einen Meierhof der Herrschaft Helfenstein auf dem Gelände des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gasthofs zum Löwen oder Post.
Auf dessen Westseite wurde die Michaelskirche errichtet zusammen mit einem südlich davon gelegenen zur Pfarrei gehörenden Widemhof auf dem Gelände des heutigen Pfarrgartens.
 

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Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Um 1300 entstandene Glocke

Wesentliche Teile der hochmittelalterlichen Bausubstanz sind bis heute noch im Langhaus erhalten. Die Michaelskirche hatte ursprünglich einen Westturm. Dieser wurde wegen Baufälligkeit 1786 abgerissen und dann 1787 durch den bis heute bestehenden Chorturm ersetzt. Ein weiteres Zeugnis der frühen Zeit ist die um 1300 entstandene älteste Glocke der Michaelskirche,  die bis heute erhalten ist.

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1531 kam die durch den Ulmer Magistrat verordnete Reformation, und
diese wurde, so berichtete der damalige Pfarrer, problemlos angenommen.
Aus der frühen Neuzeit erhalten ist der alte Abendmahlkelch mit
einer glatten Kuppa, einem verzierten Nodus und einem Sechspassfuß
in vergoldetem Kupfer aus dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts.
Ebenso ist ein Beichtstuhl von 1660 erhalten geblieben, der früher
unter dem Treppenaufgang stand, bevor er auf den Dachboden verbracht
wurde.

Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Abendmahlskelch aus dem 16. Jahrhundert

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Insgesamt 23 Ölgemälde auf Leinwand im Format 76 × 57 cm stammen aus der Hand des Ulmer Stadtmalers Christoph Nikolaus Kleemann, der einer Nürnberger Malerfamilie entstammt. Die Serie begann 1777 mit der Taufe Christi und Jakobs Traum dank Stiftungen des Löwenwirts Johannes Löw sowie Jacob Bitterolf. Ebenfalls 1777 wurden die vier Evangelisten gestiftet von Georg Berger, Leonhard Hößle und Stefan Köpff. Es folgten 1779 die zwölf Apostel, Salvator Mundi und Johannes der Täufer. 1791 kam aufgrund einer Stiftung von Maria Kranichin der Barmherzige Samariter und Jakobs Kampf mit dem Engel hinzu. Hinzu kamen auch noch die Kreuzigungsszene sowie die Auferstehung Christi.

Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Jakobs Traum von Kleemann, 1777

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Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Altarretabel von 1791 mit dem Altarblatt von Kleemann

Die 1791 erfolgte Stiftung der Witwe Maria Kranichin aus Anlass des Todes ihrer Tochter schloss auch den Altarretabel ein, der von dem Ulmer Schreinermeister Gottfried Junghans angefertigt wurde.
Das Retabel schließt das Altarblatt mit gedrehten Säulen und korinthisierenden Kapitellen auf den Seiten ab und ist mit geschnitzten Akanthusranken umrahmt, die insgesamt fünf kleineren Bildchen eine Umfassung geben. Das ursprüngliche Altarblatt und die kleinen Miniaturen stammten ursprünglich alle von Kleemann.

Beginnend ab 1860 wurde die Michaelskirche unter der Leitung des Münsterbaumeisters Ferdinand Thrän erneuert. Dies schloss auch die Verlängerung des Kirchenschiffs um drei Meter nach Westen ein.
An der Süd-, West- und Nordseite des Langhauses wurden Emporen errichtet. Kleemanns Bilder wurden hierzu von dem Ulmer Fassmaler und Vergolder Johann Röhrle restauriert und übermalt, bevor sie an die drei Emporen kamen. Zur neuen Ausstattung gehörten auch Kirchenbänke, eine Kanzel und ein Taufstein.
Eine Orgel mit sechs Registern der Gebrüder Link aus Giengen kam 1869 hinzu.

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Andreas F. Borchert, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Altarretabel mit dem Altarblatt von Dirr (1864)

Bei seinen Arbeiten auf der Ulmer Alb vergab Ferdinand Thrän gerne Aufträge an den Maler-Restaurator Friedrich Dirr (1841–1884). Dirr hatte ursprünglich mit einer Steinmetzlehre in der Münsterbauhütte begonnen, bevor sein zeichnerisches Talent von Thrän entdeckt und gefördert wurde. Dirr war auch als Maler tätig, und Gemälde von ihm sind beispielsweise in der Ulrichskirche in Neenstetten oder der Marienkirche in Lonsee erhalten, alles im Auftrag von Thrän.
In Luizhausen erhielt Dirr 1864 den Auftrag, ein neues Altarblatt zu malen mit einer Abendmahlsszene. Auch zwei der Miniaturen wurden übermalt. Die ursprünglichen Bilder von Kleemann gingen dabei verloren.

Die nächste größere Erneuerung des Innenraums erfolgte 1965. Die drei Emporen, die alte Orgel, die alte Kanzel und die alten Kirchenbänke wurden entfernt. Ebenso blieben die Deckengemälde und die Dekorationsmalerei von 1924 nicht erhalten. Die alte Link-Orgel wurde abgebaut und durch eine von Walcker aus Ludwigsburg mit sieben Registern und mechanischen Schleifladen ersetzt.

Durch den Ulmer Maler Adolf Schwenk wurden die ursprünglichen Gemälde von Kleemann wieder freigelegt. Ein Teil der Ölgemälde kam an die verbliebene Westempore, die anderen wurden frei an den Wänden aufgehängt. Die Kreuzigungsszene von Kleemann wurde als neues Altarblatt verwendet und zwar so, dass das Gemälde von Dirr dabei
nicht verloren ging. Beide Gemälde sind auf der Rückseite des Retabels montiert. Somit kann durch ein einfaches Wenden der Rückseite das jeweils andere Altarblatt gezeigt werden, auch wenn seit 1965 normalerweise nur die Kreuzigungsszene von Kleemann zu sehen ist.

Verwendete Literatur:

  • Hans Andreas Klaiber und Reinhard Wortmann: Die Kunstdenkmäler  des ehemaligen Oberamts Ulm. Deutscher Kunstverlag, Berlin 1978.  S. 446–455.

  • Der Alb-Donau-Kreis, Band II, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1992.  S. 574–578.

  • Sigrid Thurm: Württemberg und Hohenzollern (= Deutscher Glockenatlas).  Deutscher Kunstverlag, München 1959. S. 573, Eintrag 1771.

  • Wolfgang Manecke und Johannes Mayr: Historische Orgeln im Alb-Donau-Kreis, in Ulm, Hayingen und Zweifalten. Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm 1999. S. 192.

  • Evamaria Popp: Und Gott weiß welches Schicksal dieser herrlichen Skulptur noch harret – in Ulm ist alles möglich:  Friedrich Dirr (1841–1884), ein Ulmer Maler-Restaurator des 19. Jahrhunderts. Ulm und Oberschwaben, 2009.
    Link zum Artikel

Geschrieben von: Andreas F. Borchert

Frau Dekan Stöffler
dekan
Ära Stöffler -30 Jahre Frau Dekan-

Johanna Stöffler, geb. Busch

22.8.1895-20.05.1982

Im Jahr 1952 zog Familie Stöffler im Pfarrhaus ein und Dekan i.R. Eugen Stöffler übernahm die Pfarrstelle.

Aus gesundheitlichen Gründen musste Dekan Eugen Stöffler seine Tätigkeit in Kirchheim/Teck aufgeben, wollte aber nicht in den „Ausruhestand“, wie er es nannte.

Leider verstarb er bereits 1955.

Frau Stöffler, für alle „Frau Dekan“ blieb mit Ihrer Tochter Ruth in Luizhausen wohnen.

Für die Luizhauser, aber auch für ihre vielen Gäste war sie ein Segen.

Geschrieben von Hedemarie & Sonja

Sie ging in die Häuser und machte Besuche, begann die sonntägliche Kinderkirche und leitete den Frauenkreis. Daneben fanden Freizeiten für alle Altersklassen statt, wenn im Pfarrhaus kein Platz mehr war, fanden die Gäste einen Schlafplatz im Ort. Frauenkreise machten ihre Ausflüge nach Luizhausen. Es wurde Bibelarbeit gemacht, natürlich gesungen, die Tochter Ruth war zugleich Organistin, und vieles mehr. Für das leibliche Wohl war ebenfalls immer gesorgt.

Krankheitsbedingt war sie die letzten 5 Jahre ihres Lebens ans Bett gefesselt, was sie aber nicht davon abhielt weiterhin den Frauenkreis abzuhalten.

Ohne Unterstützung ihrer Tochter Ruth wäre dies alles nicht möglich gewesen.

An Himmelfahrt im Mai 1982 verstarb Frau Dekan.

Mehrere hunderte Menschen kamen zur Beerdigung, soviel wie wohl noch nie zu einer Beerdigung in Luizhausen - davor und danach nicht.

Die Grabstätte der Eheleute ist auch heute noch auf dem Friedhof in Luizhausen zu finden.

 

Dass die Eheleute Stöffler und ihre Tochter Ruth ihr ganzes Leben für ihre Glaubensüberzeugungen standen zeigt sich auch daran, dass sie in Yad Vashem, der internationalen Holocaustgedenkstätte in Jerusalem als „Gerechte unter den Völkern“ aufgenommen wurden.

Weitere Informationen auf der Seite evangelischer-widerstand.de

Grab von Stöfflers

Grab von Stöfflers

kirche_heute
Kirche / Gemeindeleben heute

Seit 2019 hat Pfarrer Maximilian Jaeckel die Pfarrstelle der Jakobusgemeinde Lonsee-Halzhausen-Luizhausen inne.

Es finden regelmäßig Gottesdienste in unserer schönen Kirche statt, jedoch nicht mehr jeden Sonntag.

Neben den Sonntagsgottesdiensten ist das Luizhauser Gemeindeleben ohne Kinderkirche nicht vorstellbar, seit Jahrzehnten findet diese sonntags um 9.15 Uhr statt, Kinder sind oft Frühaufsteher. Zu den Geschichten der Bibel wird gesungen, gebastelt, gegrillt und vieles mehr. Höhepunkt des Jahres ist das Krippenspiel an Heiligabend.

 

750 Jahre – Nach der Fusion 2010 stehen wieder Veränderungen an. Mit der nächsten Kirchenwahl am 30.11.2025 wird eine Verbundkirchengemeinde mit Ettlenschieß, Reutti, Urspring, Sinabronn und Lonsee-Halzhausen-Luizhausen gebildet wird. Das bedeutet, die bisherigen Kirchengemeinden bleiben bestehen und es wird weiterhin örtliche Kirchengemeinderäte geben, aber die Verwaltung erfolgt gemeinsam. Aus Luizhausen werden 3 Kirchengemeinderäte dem neuen Verbundkirchengemeinderat angehören.

Auch ein Name ist schon gefunden:

Evangelische Verbundkirchengemeinde Oberes Lonetal

Jahreslosung im Jubiläumsjahr

Prüft alles und behaltet das Gute.

1.Thessalonicher 5,21

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