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Ende der 1950er

Vom Lastwagen gefallen – oder wie Luizhausen zu seinem Spitznamen gelangte

Nach einer Überlieferung

Eines kalten Winterabends in den späten Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts war der Anhänger eines Lastwagens auf der Bundesstraße 10 in Brand geraten. Kaum 100 Meter vom Ortsrand entfernt, mitten auf der Straße in Richtung Ulm staute sich der Verkehr in beide Richtungen, da ein Durchkommen nicht mehr möglich war. Eilends herbeigeströmte Dorfbewohner, die Freiwillige Feuerwehr und Mitglieder der Theatergruppe des Gesangvereins, die im Gasthaus zur Linde für die jährliche Theateraufführung probten, versuchten von der Ladung möglichst viel zu retten. Diese bestand aus in Karton verpackte Kuckucksuhren. Auf der angrenzenden Wiese entstanden so zwei Haufen, einer mit noch unbeschädigten Uhren, der andere mit verbrannten oder teilweise verbrannten Uhren, von welchen meistens nur noch der Metallrahmen übrig blieb. Zahlreiche Auto- und Lastwagenfahrer, die im Stau standen, aber auch Dorfbewohner bedienten sich am Stapel der unbeschädigten Kuckucksuhren.


Am nächsten Tag kam ein Mitarbeiter der Versicherung zum Brandort zwecks Ermittlung der Schadenshöhe. Nach mehrmaliger und sorgfältiger Zählung der intakten Kuckucksuhren sowie den verbliebenen Metallrahmen der verbrannten Uhren und Abgleich mit den Frachtpapieren stellte er eine nicht geringe Anzahl fehlender Uhren fest. Unverzüglich informierte er deshalb die Polizei. Diese erschien auch prompt und nahm ihre Ermittlungen auf. Trotz intensiven Verhören vieler Dorfbewohner, aber auch von Kindern, die im Allgemeinen aussagefreudiger sind als Erwachsene, gelang schließlich nur die Sicherstellung eines geringen Teils der fehlenden Uhren.


Genaueres ist nicht überliefert, aber ein knappes Dutzend Personen erhielt eine Geldbuße. Auch zwei Jugendliche, welchen man keine Geldstrafe auferlegen konnte, mussten ersatzweise am Wochenende zum Fensterputzen im Gefängnis von Ulm antreten.


Unbekannte Scherzbolde, vermutlich aus Nachbarorten änderten die Ortsschilder von Luizhausen in der Nacht zum 1. Mai mittels Pappschilder in Kuckuckshausen um. Luizhauser Bürger entfernten diese Pappschilder jedoch sehr schnell.


Möglicherweise lagern unter Heu- und Strohhaufen in alten Scheunen auch heute noch einige Kuckucksuhren. Sollten diese jemals gefunden werden ist jedoch keine Strafverfolgung mehr zu befürchten.


Aus Datenschutzgründen und zur Wahrung von Persönlichkeitsrechten wird auf die Nennung von Namen beteiligter Personen verzichtet.

Bildnachweis: erstellt mit KI (DALL·E)

Geschrieben von:

anonym

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